Gruß
&Votum
Herzlich
willkommen zu unserer Jugendkiste,
dem
Gottesdienst für Junge und Junggebliebene.
Wir
begrüßen euch heute nicht mit unserem fröhlichen Mausjingle,
da
er nicht ganz zu unserem Thema passt.
Denn
heute geht es um eine der dunklen Seiten des Lebens:
um
Mobbing, Ausgrenzung und Einsamkeit unter Jugendlichen.
Wir
haben dazu wieder viel Musik, Theater und eigene Texte für euch
vorbereitet und
hoffen,
dass es euch gefällt.
Wir
feiern diesen Gottesdienst im Namen des Vaters
und
des Sohnes und des heiligen Geistes. Amen.
(Hannah)
Einleitung
ins Thema
Auch
von mir noch einmal „Hallo“.
Vielleicht
haben Sie ja schon gemerkt, dass hier einiges etwas anders ist.
Wie
gesagt: In dieser Jugendkiste soll es um das Thema „Mobbing,
Außenseitersein, im Dunkeln stehen“
aber
auch darum wieder „ins Helle kommen“ zu gehen.
Wir
haben dieses Thema gewählt, weil wir gemerkt haben, wie sehr dies
ein Tabuthema ist.
Das
solltees unserer Meinung nach aber nicht bleiben, denn wie sollen es
die Opfer schaffen, aus
ihrer
Rolle herauszukommen und dabei nicht zum Täter zu werden, wenn
keiner ihnen hilft.
Wir
haben in diesem Gottesdienst nicht vor, Ihnen die Wahrheit zu
verschönen.
Wir
möchten wenigstens einige Zeit zeigen, wie hilflos und unbeachtet
diese Personen sind.
Täter,
Opfer, Gaffer...
Wir
wollen Tätern Mut machen, dass sie es aus dem Täter sein heraus
schaffen.
Wir
möchten den Opfern Mut machen, sich nicht verbiegen zu lassen
Und
den Gaffern die Kraft geben, aufzustehen und zu helfen.
Ich
glaube, in diesem Gottesdienst wird jeder seine Rolle finden.
(Ida)
Hannah
„Wenn
du dir nicht selbst hilfst, hilft dir niemand.
Kaum
hast du Vertrauen gefasst, wirst du schon ausgenutzt.
Da
schaue ich lieber
für
mich.“
Drei
Sätze, die von schmerzlichen Enttäuschungen und bitteren
Erfahrungen
zeugten.
Drei
Sätze als Panzer gegen keimende Hoffnungen,
Ausdruck
der Angst vor erneuten Verletzungen.
Was
mochte Rosa schon alles erlebt haben?
„...und
ob ich schon wanderte
im finsteren Tal...“
Was
man so sagt
Als
sie lachte,
sagte
man, sie sei kindisch.
Also
machte sie fortan ein ernstes Gesicht.
Das
Kind in ihr blieb,
aber
es durfte nicht mehr lachen.
Als
sie liebte,
sagte
man ihr, sie sei zu romantisch.
Also
lernte sie, sich realistischer zu zeigen.
Und
verdrängte
So
manche Liebe.
Als
sie reden wollte,
sagte
man ihr, darüber spreche man nicht.
Also
lernte sie zu schweigen.
Die
Fragen in ihr brannten,
blieben
ohne
Antwort.
Als
sie weinte,
sagte
man ihr, sie sei einfach zu weich.
Also
lernte sie, Die Tränen zu unterdrücken.
Sie
weinte zwar nicht mehr,
doch
hart wurde sie nicht.
Als
sie schrie,
sagte
man ihr, sie sei hysterisch.
Also
lernte sie, nur noch zu schreien,
wenn
niemand es hören konnte,
oder
sie schrie lautlos in sich hinein.
Als
sei ein Jahr später
Sich
und das Leben aufgegeben hatte,
sagte
man gar nichts mehr.
Und
jeder für sich versuchte,
leise
das Unbehagen mit den Blumen ins Grab zu werfen.
(zitiert
von Angelika)
Das
klassische Opfer:
Es
ist zurückhaltend und kann sich nicht wehren.
Es
traut sich selbst nicht viel zu und wird als Außenseiter bezeichnet.
Es
wird gemobbt, verspottet, beleidigt, belästigt, geschlagen und
ausgelacht.
Es
fühlt sich oft seh
r
alleine und einsam und traut sich vor Angst keinem etwas zu erzählen.
Es ist in
sich
gekehrt, innerlich tief verletzt und hat nur wenig Freunde.
Es
versucht sich anzupassen, leidet unter dem Gruppenzwang.
Oft
scheint der einzige Ausweg Alkohol, Drogen od
er
ritzen zu sein.
Es
hofft, von irgendjemandem verstanden zu werden
–
und
hat gleichzeitig ganz oft keine Hoffnung
mehr.
(Regina)
Täter
ich
versuche dich zu verstehen und lese:
Gewalttäter
wurden früher oft nicht gemocht, waren Außenseiter, wurden selber
gemobbt oder
hatten
Probleme in der Schule oder Familie.
Manche
haben keine Freunde, außer den Alkohol oder Drogen.
Andere
sind einfach irgendwie an die falschen Freunde, in die falsche Clique
geraten.
Viele
von ihnen haben keine Zukunftsperspektive, wissen nicht wohin mit
sich, wohin mit ihrem
Hass
oder ihrem Kummer.
So
lassen sie ihre Wut und ihren Hass, alles was sie selber erlebt haben
an andern aus.
Sie
fühlen sich ausgeschlossen aus der Gesellschaft und wollen auf sich
aufmerksam machen.
Sie
fühlen sich nur dann stark, wenn sie jemand anderen kleinmachen,
fertigmachen können.
Sie
zeigen ein unangemessenes Sozialverhalten und eine besonders
zurückgezogene Haltung in der Schule.
Viele
von ihnen haben ein mangelndes Selbstwertgefühl.
All
das lese ich und kann (teilweise) verstehen, warum du so geworden
bist.
Aber
was ich nicht verstehe: Warum hörst du nicht damit auf?
(Ida)
Mitläufer
warum
quälst du die anderen?
Warum
tust du ihnen weh?
Ich
bin mir sicher, dass du merkst, was du da tust.
Dass
du Zweifel hast und ein schlechtes Gewissen.
Soll
ich dir sagen, warum du das tust?
Du
hast Angst.
Du
hast Angst vor dem Täter.
Du
fürchtest dich davor, sein Opfer zu werden.
Also
stellst du dich hinter den Täter, damit er dich nicht zu seinem
nächsten Opfer macht, damit du ihm nicht in die Quere
kommst.
(Hannah)
Ich
helfe
An
dieser Stelle sollte ein Impuls über „ich helfe“ kommen.
Eigenartiger weise wollte sich keiner
dafür
melden?
Weshalb?
Lasst
uns darüber einen Moment nachdenken...
Ich
hole Hilfe
Wieder
geht jemand
vorbei
und tut nichts. Denkst du.
Aber
dieser Mensch läuft nicht nur vorbei.
Er
will nur nicht riskieren, selber in das Kreuzfeuer des Hasses zu
geraten.
Er
hat kein Interesse daran, sich den Tätern anzuschließen, um cool zu
sein.
Er
weiß, dass es nichts
mit
Stärke zu tun hat, andere zu verletzen.
Er
sucht sich mächtigere Verbündete:
Leute,
mit denen er helfen kann.
In
diesem Fall kommt der Lehrer in die Klasse,
der
Ladenbesitzer des Kiosks steht vor dir
oder
sogar die Polizei biegt um die Ecke.
Man
muss n
icht
dazwischen springen um zu helfen.
Man
muss nur im richtigen Moment das richtige tun.
Helfer
haben viele Gesichter.
(Sara)
Erzählung
an Gott
Es
war immer so. Obwohl ich immer in der „in-Clique“ stand, immer
mit den coolsten Leuten
unterwegs
war und immer auf den angesagtesten Partys eingeladen war, hatte ich
nie richtige
Freunde,
mit denen ich wirklich reden konnte. Meine freunde sahen in mir nur
das fröhliche, witzige, gutaussehende und Jungs umschwärmte
Mädchen, das von ihren Eltern maßlos gestresst war.Nie hab ich die
Möglichkeit bekommen, meine Fassade abzubauen und ich zu sein. Denn
es gab niemanden, der ein unsicheres, romantisches und an Gott
glaubendes Mädchen sehen wollte. Doch halt: Vor dir musste ich mich
nie verstellen.Du warst dereinzige, der mich kannte. Doch du wirst
immer bei mir sein und du wirst mich nicht verlassen.Auch wenn ich
jetzt mein altes Leben und das witzige, gutaussehende, Jungs
umschwärmte Mädchen hinter mir lasse.
Tschüss
Vielleicht
bis bald
(Ida)
Fürbitten:
Lieber
Gott,
Bitte
hilf all jenen, die
Opfer
von
Mobbingattacken sind, wieder aufzustehen und nicht zu Tätern zu
werden.
Bitte hilf ihnen, den Mut aufzubringen, sich zu wehren und sich nicht
aus Angst zu ducken
und
zerstören zu lassen. Hilf, ihnen einen Weg aus der Einsamkeit und
der Verzweiflung zu finden,
der
nicht „Spring!“ heißt, sondern dass sie sich an andere wenden
und sich helfen lassen.
Lieber
Gott,
hilf
den Leuten ihren Mund aufzumachen, wenn sie eine andere Meinung haben
oder mit etwas
nicht
einverstanden sind.
Hilf
ihnen, dass sie sich trauen etwas dagegen zu unternehmen, wenn sie
sehen, das jemand in
Schwierigkeiten
ist und sich nicht helfen kann.
Hilf,
dass sie sich wehren, wenn sie oder jemand angegriffen wird.
Zeig
ihnen, dass sie nicht einfach rumstehen, sondern dazwischen gehen
oder Hilfe holen sollen.
Herr,
wir
bitten dich:
Hilf
den Tätern, damit sie erkennen, wie viel Leid sie anderen bereiten.
Damit
sie beginnen, sich mit ihren Taten auseinanderzusetzen
und
nach neuen Wegen suchen, sich anderen mitzuteilen.
Gott,
hilf
denen, die für ihre Freiheit kämpfen.
Die
auf die Straße gehen, um etwas zu bewegen.
Gib
ihnen weiterhin die Kraft und den Mut, sich für ein gerechteres
Leben und Gleichheit
einzusetzen.
Hilf
ihnen, Wege zu finden dabei die Waffen liegen zu lassen und sei
für
sie da, wenn sie dich
brauchen.
Lieber
Gott, segne alle, die Mobbing und Ausgrenzung erleiden müssen.
Dass
sie ihren Weg aus der Dunkelheit finden und nicht zu Tätern werden.
Begleite
sie, dass sie sich nicht alleine fühlen müssen und zeig ihnen den
richtigen Weg.
Herr,
segne
die
Täter,
die den Mut finden
aus
ihrem Teufelskreis der Gewalt auszubrechen
und
nochmal neu zu beginnen.
Gott
segne diejenigen, die sich
gegen
Ungerechtigkeit wehren.
Herr
segne jene
Die
sich trauen, ihre Meinung zu sagen und zusammenhalten.
Hilf
ihnen, gewaltlos im Widerstand zu bleiben und gib ihnen die Kraft, um
ihre Ziele durchzusetzen.
Gott,
segne die, die alles dafür geben, dass ihre Kinder
in
einem gerechten Landleben.
Diese
Menschen setzen für ihren Wunsch ihr Leben aufs Spiel.
Nehme
diese in deine schützende Hand und stärke ihnen den Rücken,
bis
sie ihre Ziele durchgesetzt haben.
Amen