Gründonnerstagsgottesdienst "Erwartungen" - 2.4.2015

„Warten – Erwarten“ eine Definition (aus dem off gesprochen)

Anspiel „Haltestelle“ – eine Schwangere, eine Einsame, ein Zocker
M3: Wann kommt denn endlich der Bus?
M1: Wir warten hier schon viel zu lange…seit 15 Minuten erwarte ich schon      meinen Freund.
M2: Tja, ich warte schon 5 Jahre auf einen…
M1: Ich warte noch 5 Monate auf mein Kind.
M2 (guckt auf den Bauch): DAS hätte ich jetzt nicht erwartet!
M3: Wissen Sie, ich warte auf freies W-Lan im Bus.
M2: Ach echt?
M3:Ja, ich erwarte, dass der Download von meinem Spiel dann schneller lädt.
M1: Also, ich glaube, ich muss nicht mehr auf meinen Freund warten.
M2: Ich glaub, ich muss auch nichts mehr erwarten…
M3: Also „Google“ sagt: Warten lernen wir dann, wenn wir nichts mehr zu erwarten haben.

Begrüßung durch Hannah

Baustein Mareike
Anspiel „Erwarten setzt unter Druck“
Sch: Oh ne, nicht schon wieder
(hält sich mit einer Hand den Mund zu, deutlich zu sehen, dass sie schwanger ist).
Einsame: (schaut träumerisch vor sich hin)
Ach die morgendliche Übelkeit? Ich fände das schön.
Ein Baby im Arm, ihm Fläschchen geben, mit ihm spielen.
Sch: Wie bitte?
Fänden Sie die Tatsache schön, morgens das  Abendessen von gestern
wieder zu sehen? Wenn Sie wüssten, was mich noch erwartet?
Allein schon der Gedanke Windeln zu wechseln, macht es mir noch schwerer,
mich auf das Baby zu freuen!
(hält sich noch mal den Mund zu und schaut die Frau entgeistert an)
Einsame: Stellen Sie sich nicht so an. Leben schenken ist etwas
Wunderbares!
(Schwangere macht große Augen)
Sch: Sie wissen doch überhaupt nicht, wie es mir damit geht.
Einsame: Nein, das weiß ich nicht. Schließlich kenne ich Sie gar nicht.
Sch: Zum Glück! Und warum erwarten Sie dann etwas von mir?
Alle sagen: Freu dich, so etwas ist wunderschön! Als Frau in Deinem Alter.
Sei froh, dass Du so etwas noch mal erlebst. Alle denken von mir, dass ich
eine Bilderbuchmutter werde. Erwartungen nichts als Erwartungen. Ich könnte kotzen! 
Mareikes Text
Jeder hat so seine Erwartungen. Die eine erwartet ihr Kind, die andere auf ihren Freund und die Dritte auf die passende Gelegenheit, beides zu bekommen.  Hinter jeder Erwartung steckt also eine gewisse Sache. Für die einen ist es die Hoffnung, hinter der anderen Liebe oder einfach nur etwas, dass wir schnell und zu vollster Zufriedenheit ausführen sollen. Doch von wo kommen diese Erwartungen und was machen sie mit uns? Tja, die können aus den verschiedensten Ecken gekrochen kommen. Von der Schule zum Beispiel. Hinter jedem Tipp der Lehrer steckt die Erwartung, diesen Tipp auch ganz bestimmt im späteren Leben zu nutzen.
Oder das beste Beispiel jetzt zu Ostern. Die Großtante, die jedes Wochenende besucht wird und gebusselt werden muss. Oder mit fast 23 noch Eiersuchen gehen und sich über ein „Kinder-Mädchen-Überraschungs-Ei“ freuen soll.  Vor allen Dingen wenn man ein Junge ist.
Doch durch diese Erwartungen können wir auch kaputt gehen. Sie machen uns schlapp, unruhig oder lassen Selbstzweifel aufkommen, wenn eine solche Erwartung nicht erfüllt worden ist. In der Schule nennt man so etwas Leistungsdruck. Und auch auf anderen Gebieten werden solche Erwartungen immer deutlicher sichtbar. In der Familie im Job, in der Kirche und auch in der Politik. Denn jede Erwartung hat diese hässliche kleine Eigenschaft. Sie kann etwas wunderbares, schönes ganz schnell in etwas verwandeln, was wir nicht sind, wollen oder einfach nur stört. Weil uns die Erwartungen anderer nicht gefallen. Weil sie uns Angst machen. Weil es vielleicht diese Erwartung ist, die zum Beispiel ein schönes Hobby in eine Pflicht verwandelt hat. Das nervt, nimmt uns Zeit und müsste nicht so sein. Denn Erwartungen hat jeder. Der Bus muss immer pünktlich, die Klassenarbeit nach einer Woche zurückgegeben sein und das Büro eines Putzmittelvertreters immer nach Zitrusfrische und Febreze riechen. Es sind Erwartungen an Mitmenschen, die vielleicht genauso wenig  Zeit haben wie wir, die Kinder zur Schule zu bringen, um zu einem wichtigen Meeting nicht zu spät zu kommen. Erwartungen an mich, an andere und selbst an Dinge wie Handys und Laptops, wo der Akku immer viel zu schnell leer ist. So viele Erwartungen…Und eigentlich warten wir alle auf diesen einen Bus.

Baustein Ida
Anspiel „das macht man nicht“
Mensch A: (kommt und lackiert sich die Fingernägel)
Mensch B: Willst du das nicht zu Hause machen?
Mensch A: Nein
Mensch C: Aber das macht man zu Hause
Mensch A: Ehm – bin ich denn „man“?
Idas Text
Ja, das macht man so
Und ich mach das anders
Mann, dieser MAN
Das ist schon so jemand
Die wir alle gut kennen
Denn man ist immer da
Und man kann immer alles
Und man macht immer alt
Und kann immer alles besser
Man selber
Und man ist ja auch nie man selber
Das man kann also manchmal ganz schön anstrengend sein
            Mann, ist das entmutigend
Nein, bist du entmutigend

Denn wenn ich morgens aufstehe
Und beschließe mal nicht zu frühstücken
Damit ich nächste Woche wieder in die enge Jeans passe
Dann guckt meine Mama mich vorwurfsvoll von ihrem Joghurt an,
denn so hat sie 15 Kilo abgenommen
und sagt mir freundlich „so macht man das“.
Und wenn ich dann zu spät zur Schule komme,
weil ich dann doch noch was gegessen habe
und leider Gegenwind hatte -
als ich zur Tür reinkomme
guckt mich meine ganze Klasse an
Sie war HEUTE natürlich superpünktlich
und meine Sitznachbarin sagt dann
„So macht man das“

Ja, so macht man das,
denn man ist ja auch perfekt
doch ich bin nun mal nicht man
und ich bin auch nicht perfekt
Aber so macht man das,
denn wenn ich dann im Musikunterricht sitze,
dann spielen wir dann Klavier
die Tonleiter und so
mit den weißen und schwarzen Tasten
und Akkorden und irgendeiner tollen Fingerhaltung
Sie wissen schon…
Jedenfalls explodiert dann mein Kopf
Und dann lächelt Jana mich einfach nur an
Spielt nebenbei das Lied mit zwei Händen
und 1000 Tönen
„Einfach Kopf ausschalten.
So macht man das“
Ja, so macht man das.

Und wenn ich dann im Mathe-Unterricht sitze
Und über meiner Matheaufgabe schwitze
und einfach keinen Ansatz sehe
und meinen Fehler nicht finde,
dann kommt meine Lehrerin superfreundlich
auf mich zu
beugt sich von rechts über meine Schulter
streicht mir meinen Fehler rot an
und sagt mir
„So macht man das“
Ja, so macht man das,
denn man ist ja auch perfekt
doch ich bin nun mal nicht man
und ich bin auch nicht perfekt
Aber so macht man das,
jetzt wissen Sie Bescheid.

Und wenn ich dass nachmittags zur Theaterprobe gehe,
dann vergess´ ich da meinen Text.
Und dann guckt der Regisseur mich an.
Und dann guckt der Regisseur zu Peter.
Peter kann halt seinen Text
und sagt mir
„SO macht man das.“
Ja, so macht man das
Ich seh´s ja ein.

Und wenn ich dann abends beschließe joggen zu gehen
in einer Wochenendhose
und einem ganz normalen T-Shirt
dann kommt bestimmt
ein Jogger vorbei
in Joggingklamotten
und Zeitschaltuhr
dreimal so schnell wie ich.
Läuft blitzschnell an mir vorüber
und der Fahrtwind
flüstert hinter ihm her
„So macht man das.“
Ja, ich seh´s schon ein.
So macht man das.
Doch ich hab mich immerhin aus meinem Bett bewegt…
Aber OK, so macht man das,
denn man ist ja auch perfekt,
doch ich bin nun mal nicht man
und ich bin auch nicht perfekt.

Und gleich werdet ihr kommen
und mir sagen:
„Ein Gedicht muss sich doch reimen.“
Nein, ein Gedicht muss sich nicht reimen.
Denn nur weil ich jetzt „Scham“ benutze
werd ich nicht „Gram“ sagen,
weil das einfach scheiße klingt.
Denn vielleicht ist mir eine Aussage
wichtiger
als dass sich jedes Wort auf jedes andere reimt
und jede Silbe genau abgezählt ist.
Doch dann werdet ihr kommen
Und mir eure Gedichte vorstellen,
die sich dann reimen und eine Aussage haben
und mir sagen:
„So macht man das.“
Ja, so macht man das,
denn man ist ja auch perfekt.
Doch ich bin nun mal nicht man
und ich bin auch nicht perfekt
und vielleicht will ich auch gar nicht man sein.
Ich will ich sein.


Baustein Hannah
Anspiel „An der Haltestelle II“
M1:  regt sich am Telefon auf, dass er schon wieder warten muss,
weiß gar nicht wo der Bus bleibt,
schon wieder warten,
keinen Bock auf den Bus zu warten,
dieser dumme Bus…
M2: Du, wir warten hier alle auf das Gleiche
M3: Nein, tun wir nicht
M2: Doch, wir warten doch alle auf den Bus…
M3: Trotzdem erwarten wir doch nicht das Gleiche.
Ihr wartet ja nicht alle auf meinen Freund.
M1: (wendet sich unvermittelt dem Gespräch zu)
Stimmt. Ich warte darauf, dass ich endlich nach Hause komme.
M2: (geht aus der Situation heraus)
Und worauf warte ich?
Sch: Ich warte auf jemanden, der mir nicht nur Ratschläge gibt,
sondern mir einfach hilft.
M3: Wir haben uns schon so lange nicht gesehen.
Ich erwarte, dass die Beziehung heute zu Ende geht.
M1: Ich warte darauf, dass ich endlich Urlaub kriege und Zeit für mich habe.
M2: Ja, vielleicht warte ich darauf, dass ich mit 18 endlich erwachsen bin.
M3: …aber ich hoffe, dass meine Erwartung nicht erfüllt wird
und unsere Beziehung hält.
M2: …Nein, darauf warte ich eigentlich nicht. Das wird nur von mir erwartet.
Einsame: Ich warte darauf, dass ich nicht mehr alleine bin.
Sch: Ich warte darauf dass Wochenende ist,
dann kommt Judika für einen netten Mädelsabend.
M2: Vielleicht warte ich darauf, dass ich weiß, was ich will…
Kluges M: Worauf wartest Du dann noch?
M2: Darauf, dass der Bus kommt, damit ich mich aufmachen kann.
Kluges M.: Und darauf wartest du mit vielen anderen
an der gleichen Bushaltestelle.



Hannahs Text
So viele Erwartungen an einem Ort. Genau so wie damals als die Jünger mit Jesus das Abendmahl feierten. Auch sie hatten viele Erwartungen und Wünsche, die sie dazu gebracht hatten, Jesus auf seinem Wanderleben zu begleiten. Das waren keine Dinge wie Macht oder Wohlstand. Die Jünger wollten ganz andere Dinge. Das wird deutlich, wenn man sie sich mal genauer ansieht:
Beginnen wir mit Matthäus dem Zöllner. Als Zöllner hatte er es nicht leicht, denn seine Berufsgruppe war wegen ihrer Zusammenarbeit mit den Römern verhasst. Er wartete mit Sicherheit auf jemanden wie Jesus, der ihn als Person anerkannte und wertschätzte. Und deshalb ist es nicht verwunderlich, dass er ihn begleitete.
Ganz anders die Erwartungen von Simon, dem Zeloten. Damit ist nicht Petrus gemeint. Der kommt gleich. Über Simon den Zeloten steht nicht viel in den Evangelien. Allerdings verrät sein Beiname dafür umso mehr. Bei den Zeloten handelte es sich um eine Widerstandsgruppe der Juden gegen die römischen Besatzer. In Jesus sah er wohl den kang erwarteten Messias, der die Römer besiegen und vertreiben würde. Damit war er wahrscheinlich nicht allein.
Dann war da Simon Petrus, der Fels. Für ihn als einfachen Fischer war Jesus ein Held. Er erwartete von ihm, dass Jesus jedes Problem lösen würde. Dass Gottes Sohn unbesiegbar wäre, …wie sollte er dann sterben?
Auch Judas Eskariot, der ihn verraten hat, erwartete in Jesus wohl einen unbesiegbaren Helden. Auch er wollte nicht wahrhaben, dass Jesus sterben sollte. Judas verriet ihn und wartete darauf, dass er den Kampf beginnen oder seine göttliche Macht offenbaren würde. Er tat es meiner Meinung nach nicht aus Böswilligkeit. Und als er merkte, dass Jesus wegen ihm sterben würde, brachte er sich selber um. 
Die Jünger warteten auf einen Helden. Jemanden der die Dinge für sie regelte. Der ihre politische Situation verändern würde oder ihnen gesellschaftliche Anerkennung verschaffen würde. Einen Messias eben. Doch Jesus erfüllte ihre Erwartungen nicht. Er tat etwas anderes: Nämlich Mut, Selbstbewusstsein, Begeisterungsfähigkeit und Beharrlichkeit und Verantwortungsbewusstsein an sie weiterzugeben. Und das hat  ihnen  viel mehr gebracht als alles, was sie sich ursprünglich wünschten. Sie lernten, nicht auf jemanden zu warten, sondern selbst zu handeln.

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